Aufbau einer Kohorte enger Kontaktpersonen von TB-Patienten und TB-Indexfällen in Frankfurt, Hamburg und Hannover
Projektleitung: | Dr. med. Udo Goetsch, MSc |
Institution: | Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt/Main |
Adresse: | Breite Gasse 28, 60313 Frankfurt |
Telefon: | +49-069-212-36981 |
Fax: | |
E-Mail: | udo.goetsch(at)stadt-frankfurt.de |
Mitarbeit: |
Claudia Skrybeck, Studienärztin, Frankfurt |
Helga Heykes-Uden, Projektleitung Hannover |
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Silke Gerdes, Epidemiologin, Hannover |
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Karen Meywald-Walter, Hamburg-Mitte |
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Johanna Döhling, Studienschwester, Borstel |
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URL: |
http://www.gesundheitsamt.stadt-frankfurt.de http://www.hannover.de/de/gesundheit_soziales/beratung/gesundheitsberatung/beratung/tb-berat/ |
An Tuberkulose erkranken in Deutschland pro Jahr noch immer mehr als 4000 Menschen. Mindestens zehn Mal größer ist die Zahl der Infizierten, die sich zwar anstecken, bei denen sich aber nie eine Tuberkulose entwickelt. Wie bei anderen Krankheiten spielen auch bei Tuberkulose die Erbanlagen eine wichtige Rolle. Welche Gene den Menschen vor einer Infektion und Erkrankung schützen und welche den Tuberkulosebakterien die Fähigkeit verleihen, den Menschen zu infizieren, ist eine ungeklärte Frage. Ihre Beantwortung könnte helfen, besonders Krankheitsgefährdete im Umfeld von Patienten mit ansteckender Lungentuberkulose gezielter als bisher zu erkennen.
Die vom nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien (NRZ) in Borstel konzipierten Studie „Resistenz gegenüber Tuberkulose (TB or not TB)“ befasst sich mit diesem Thema. Unter anderem werden im Workpackage B die Befragung und Blutentnahme, ggf. auch eine Bronchoskopie bei Tuberkulosepatienten und deren Kontaktpersonen durchgeführt.
Da nach dem Infektionsschutzgesetz alle an Tuberkulose erkrankten Personen (Indexpatienten) den Gesundheitsämtern gemeldet werden müssen und Kontaktpersonen von dort ermittelt und untersucht werden, kommt den Ämtern eine natürliche Rolle bei der Gewinnung von Studienpatienten zu. Die Tuberkulose hat sich zu einer Erkrankung von Risikogruppen wie Migranten, Obdachlosen und Immunsupprimierten entwickelt. Daher sind Gesundheitsämter der Großstädte Hamburg, Frankfurt am Main und Hannover mit einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Tuberkuloseneuerkrankungen am Workpackage B beteiligt.
Enge bzw. sehr enge Kontaktpersonen werden zunächst über die Studie aufgeklärt und um ihr Einverständnis zur Teilnahme gebeten. Bei Zustimmung wird den Probanden Blut für einen Tuberkulose-spezifischen Immuntest (IGRA-Test) und zur Durchführung einer späteren RNA/DNA-Untersuchung abgenommen. Ein standardisierter Fragebogen zum Risiko einer Tuberkuloseerkrankung wird mit den Teilnehmern ausgefüllt. Sehr engen Kontaktpersonen wird unabhängig vom Ergebnis des IGRA-Tests eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) zur Gewinnung von Alveolarzellen für immunologische Studien angeboten. Darüber hinaus erfolgen eine zweite Blutentnahme nach 9 - 12 Monaten für die Verlaufsbestimmung der RNA-Expression und bei positivem IGRA-Testergebnis weitere Untersuchungen im Rahmen der Empfehlungen des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Frühestens 6 Monate nach erfolgreicher Beendigung der Therapie einer infektiösen Lungentuberkulose haben die ehemaligen Patienten die Möglichkeit, an der Studie teilzunehmen. Neben einer Blutentnahme für RNA/DNA-Untersuchungen sowie für immunologische Tests wird ihnen die Durchführung einer bronchoalveolären Lavage (BAL) in Kooperation mit Lungenfachkliniken angeboten.
Um die genetischen Eigenschaften des Krankheitserregers zu untersuchen, nehmen die beteiligten Gesundheitsämter bei kultureller Bestätigung der Tuberkulose Kontakt mit den primär diagnostizierenden Laboren auf, damit diese die Kulturen an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien (NRZ Borstel) senden. Mit Hilfe epidemiologischer Daten der Gesundheitsämter und der Feintypisierung der Mykobakterienstämme durch das NRZ Borstel werden Übertragungswege verifiziert oder ausgeschlossen. Darüber hinaus können Faktoren bestimmt werden, die auf Seiten der Erreger das Ansteckungspotenzial beeinflussen.
Der unmittelbare Nutzen des Workpackage B besteht vor allem in der Evaluation der Fragestellung, ob durch die im Projekt beschriebenen Verfahrensweisen Umgebungs-untersuchungen bei Kontaktpersonen infektiöser Tuberkulosepatienten effizienter und damit ressourcensparender gestaltet werden können. Hierbei besteht eine Kooperation mit dem Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose im Hinblick auf die permanente Weiterentwicklung entsprechender Leitlinien.
Publikationen:
Diel R, Wrighton-Smith P, Zellweger J.-P. Cost-effectiveness of IGRA testing for the treatment of latent tuberculosis in Switzerland. Eur Respir J 2007; 30: 321-332
Diel R, Nienhaus A, Loddenkemper R. Cost effectiveness of interferon-y release assay screening for latent tuberculosis infection treatment in Germany. Chest 2007; 131: 1424-1434.
Oelemann MC, Diel R, Vatin V, Haas W, Rüsch-Gerdes S, Locht C, Niemann S, Supply P. Assessment of an optimized mycobacterial interspersed repetitive- unit-variable-number tandem-repeat typing system combined with spoligotyping for population-based molecular epidemiology studies of tuberculosis. J Clin Microbiol 2007; 45: 691-697.
Nienhaus A, Schablon A, Bâcle CL, Siano B, Diel R. Evaluation of the interferon-gamma release assay in healthcare workers. Int Arch Occup Environ Health 2007; Jun 29 [Epub ahead of print].
Diel R, Loddenkemper R, Meywald-Walter K, Niemann S, Nienhaus A. Predictive value of a whole-blood IFN-{gamma} assay for the development of active TB disease. Am J Resp Crit Care Med 2008; Feb 14 [Epub ahead of print].
Diel R, Loddenkemper R, Meywald-Walter K, Gottschalk R, Nienhaus A. Comparative performance of tuberculin skin test, QuantiFERON-TB-Gold In Tube assay, and T-Spot.TB test in contact investigations for tuberculosis. Chest. 2009;135:1010-8. Epub 2008 Nov 18.
Diel R, Schaberg T, Loddenkemper R, Welte T, Nienhaus A. Enhanced cost-benefit analysis of strategies for LTBI screening and INH chemoprevention in Germany. Respir Med. 2009 Aug 12. [Epub ahead of print]